News - EU zahlt für Wasmer-Palais
Norddeutsche Rundschau, 31.10.2012
Einst Wohnstätte des Adels, später Regierungssitz und heute Heimat der
Volkshochschule und der Musikschule: das Wasmer-Palais. Foto: Helm
Glückstadt. Die ehemalige Bürgerschule ist abgerissen.
Was bleibt, ist das historisch wertvolle Wasmer-Palais. Doch nach den
Abbrucharbeiten war zu erkennen, dass ein Teil der Wand des Palais in
Mitleidenschaft gezogen wurde, weil dort eine Wand des Schulgebäudes
anschloss. Zudem ist das Walmdach sanierungbedürftig. Die Kosten dafür
betragen laut Heike Schmidt, Sachgebietsleiterin im Stadtbauamt, 109
029 Euro. Die Maßnahme wird mit 50 391 Euro gefördert - aus dem
Zukunftsprogramm "Ländlicher Raum", aus dem Europäischen
Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) und
vom Land Schleswig-Holstein. Unterstützt wird das Projekt von der
Lokalen Aktionsgruppe (LAG) AktivRegion Steinburg.
Das
Wasmer-Palais ist ein eingetragenes Kulturdenkmal. Heike Schmidt: "Nach
Aussagen des Landesamtes für Denkmalpflege ist das Wasmer-Palais sogar
eines der wichtigsten barocken Palais in Schleswig-Holstein."
Das
Bauwerk wurde in Abschnitten von 1705 bis 1728 für die Konferenzräte
Conrad von Wasmer (1627-1705) und Jacob Johann von Wasmer (1671-1741)
als Wohnhaus errichtet.
Das Innere wurde 1728/29 von dem
Luganer Stuckateur Andrea Maini, der zuvor im Kloster Ottobeuren tätig
gewesen war, prächtig in schweren Louis-Quatorze-Formen gestaltet. "Der
bedeutendste Raum des Hauses ist der große Festsaal im Obergeschoss,
der Stucksaal", erklärt Heike Schmidt.
Ab 1752 war das Palais
Sitz der Regierungskanzlei. Zudem nahm die dänische Königsfamilie
eine Wohnung darin, denn das baufällige Glückstädter Schloss war bereits
1710 abgerissen worden. 1806 wurde im Haus das holsteinische
Obergericht, die oberste Verwaltungs- und Justizbehörde des Landes,
eingerichtet. Im Zuge der Koalitionskriege und nach der zweiten
Seeschlacht von Kopenhagen erklärte Dänemark dort - vom Sitz der
höchsten damals noch intakten dänischen Behörde aus - England am 31.
Oktober 1807 den Krieg." Vorübergehend wurde das Palais als Kaserne
eines militärischen Wachkommandos genutzt. Danach wurde 1876 im Gebäude
eine Knabenschule eingerichtet, drei Jahre später eine Mädchenschule
angebaut. In diesem Zusammenhang gab es "spürbare bauliche Eingriffe"
innen und außen.
Im Zweiten Weltkrieg diente das Haus als
Marinelazarett. Seit Anfang der 1970er Jahre sind im Wasmer-Palais die
Volkshochschule und die inzwischen selbstständige Musikschule
Glückstadt untergebracht. Im Stucksaal werden öffentliche
Veranstaltungen und Konzerte der Kammermusik angeboten.
Nachdem
die Bürgerschule - so heißt die aus Knaben- und Mädchenschule
hervorgegangene Grundschule - im Jahr 2006 ihren Standort verlegt hatte,
erarbeitete das Bauamt gemeinsam mit den Denkmalbehörden die
Freistellung des Wasmer-Palais. In diesem Jahr wurde die ehemalige
Bürgerschule abgerissen, auf dem freigewordenen Areal sollen Grundstücke
entstehen. Zudem wird eine neue Straße angelegt: Die Sackgasse soll
den Namen "Palaisgarten" tragen.