News - Hinter den Kulissen der Zirkusschule
"Ein tolles Projekt, das sich entwickelt hat": LAG AktivRegion Steinburg begeistert vom Besuch bei jungen Artisten im Zirkus Ubuntu
Norddeutsche Rundschau, 25. November 2010
Horst - Etwas erstaunt waren sie, als die Gruppe aus 14 Personen in ihre Proben hinein marschierte. Aber die Mädchen ließen sich nicht lange bitten und führten spontan ein kleines Zirkusprogramm für die unerwarteten Besucher auf - von Handstand über Spagat bis zum Jonglieren mit zugeworfenen Keulen. Die LAG Aktivregion Steinburg hielt ihre Vorstandssitzung in Horst beim Leuchtturmprojekt Zirkus Ubuntu ab und verband das Angenehme mit dem Nützlichen. "Wir wollten uns ein Bild davon machen, was mit den von uns bewilligten Geldern vor Ort geschehen ist", sagte der Vorsitzende Reinhold Wenzlaff.
Mit 203 000 Euro hat die Europäische Union das seit 15 Jahren bestehende Zirkusprojekt gefördert. Mit einem Gesamtvolumen von 1,46 Millionen Euro wurde dieses Jahr ein Gebäudekomplex mit einer ganzen Zirkusschule bestehend aus Trainingshalle, Übungsraum, Werkstatt, Essenssaal und Verwaltungsgebäude sowie Zirkus-Bauwagen gebaut oder modernisiert. Hans-Ulrich Rausch-Gurlitt vom Zirkus Ubuntu führte die Gruppe über das Gelände und erläuterte die Entwicklung von der Idee eines nach Elmshorn versetzten Pastors 1995 bis heute.
Auf dem früheren Baumschulgelände, das der Zirkus von der Gemeinde erhalten hat, kommen jedes Jahr etwa 60 schulmüde und verhaltensauffällige Jugendliche aus ganz Deutschland im Alter von zwölf bis 17 Jahren zusammen. Im Zirkus lernen sie das Zusammenleben und eignen sich artistischen Fähigkeiten an, die sie auf Tournee durch Schleswig-Holstein und Niedersachsen präsentieren.
Zunächst habe die Frage im Raum gestanden, wie lange es dauere, das Gelände zu kaufen. "Das ist uns im vergangenen Jahr gelungen." Wenn es nur ein Winterlager geblieben wäre, hätte der Zirkus nicht ansässig werden können. Deshalb haben die Verantwortlichen die Zirkusschule geplant, und unter anderem mit den Fördergeldern der EU umsetzen können. "Die vorhandenen Räume reichten nicht, weitere mussten gebaut werden." Dies geschah auch mit Hilfe von 70 Wandergesellen, die das Hauptgebäude aus Holz im Sommer in kurzer Zeit hoch zogen. "Nun können wir mit den Jugendlichen, die den Spaß am Leben verloren haben, diesen spielerisch wieder herstellen."
Die Jugendlichen werden in Zusammenarbeit mit Lehrern, Eltern und Jugendämtern an den Zirkus vermittelt. In einer Holzwerkstatt bauen sie sich ihre Zirkuswagen, mit denen sie auf Tournee gehen, selber. "Die Bauwagen sind für die Kinder ein Zuhause auf Zeit", so Hans-Ulrich Rausch-Gurlitt. Es gibt für sie einen eigenen Essenssaal mit Küche, und für das Haus mit Büro und Betriebsleiterraum sei eine Heizzentrale mit Pelletheizung entstanden.
Die Gäste der AktivRegion waren vom Gesehenen beeindruckt. Dr. Reinhold Wenzlaff: "Es ist ein tolles Projekt, das sich entwickelt hat - eines, das sinnvolle Arbeit mit Jugendlichen in einem selbst organisierten Leben auf interessante Weise umsetzt." Die Arbeit trage laut Rausch-Gurlitt Früchte. "Die Kinder - die Ubuntus - bleiben immer irgendwie in Kontakt. Bisher haben wir keine großen Abbrüche ihres Schulverlaufes mehr fest gestellt."
Die LAG habe laut Wenzlaff bundesweit in 386 Regionen 1000 förderfähige Projekte benannt. "Der Zirkus Ubuntu ist als eines von 22 Projekten in die Finalrunde gekommen." Schließlich überreichte er eine Informationstafel über die EU-Förderung an Hans-Ulrich Rausch-Gurlitt, die neben dem Eingang angebracht werden soll.