News - Werbung für mörderisches Festival
Norddeutsche Rundschau, 15.10.2012
![]() Setzten sich durch: Karsten Hinzmann und Marion von Oppeln-Bronikowski mit ihrem Konzept zur KrimiNordica. Foto: Götz (3) |
![]() Reduktion auf das Wesentliche: Claudia Itzwerth von "Graugans Design". |
![]() "De schwatte Hinnak" stand bei Heike Will von Xmedia im Mittelpunkt. |
Itzehoe. Itzehoe ist Landgerichts bezirk. Itzehoe hat mit dem Fernsehspiel "Haus an der Stör" einen bekannten Krimi-Bezug. Und in der Region gibt es talentierte Krimi-Autoren, etwa Heike Denzau aus Wewelsfleth. Drei gute Gründe für Stadtmanagerin Lydia Keune, ein Krimi-Festival in die Stadt zu holen: Vom 26. Oktober bis 3. November 2013 soll in Itzehoe die "KrimiNordica" stattfinden.
Dabei geht es nicht nur um mörderisches Vergnügen. Das Festival wird von drei Säulen getragen: Zur Wett bewerbssäule mit der Verleihung des "NordMord Awards" und der Event- und Kultursäule unter anderem mit Lesungen, Krimi-Dinner und gruseliger Einkaufsnacht kommt die Sach- und Fachsäule. "Diese bietet ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Krimi-Events und verleiht dem Ganzen Seriosität und Nachhaltigkeit", erklärt Lydia Keune. Die Palette reiche dabei vom kriminologischen Fachkongress über Selbstverteidigungskurse bis hin zur Ausstellung von Alarmanlagen.
Jetzt wurde mit einem Wettbewerb der Grundstein für die Öffentlichkeitsarbeit gelegt. Drei Agenturen waren aufgefordert, Konzepte zu erarbeiten - von der Word-Bild-Marke bis zur Bus-Werbung. Das Festival solle landesweit Beachtung finden, dafür brauche man eine "ausdrucksstarke Marke", betont Keune.
Claudia Itzwerth von "Graugans Design" in Kaaks, Heike Will von Xmedia aus Itzehoe sowie das Team Marion von Oppeln-Bronikowski (Itzehoe) und Karsten Hinzmann (Hamburg) stellten im Theater-Studio vor geladenen Gästen ihre Ideen vor. Am Ende fällte die Jury aus Lydia Keune und Theater-Direktorin Ulrike Schanko das Urteil.
Heike Will stellte die Figuren "De schwatte Hinnak" und "De fremde Dode" in den Mittelpunkt. Die Werbematerialien - stilecht mit Durchschuss-Loch - waren mit der schwarz-gelben Gestaltung an das Stadtmanagement-Logo angelehnt. Sie entwickelte auch Ideen, wie Kinder einbezogen werden können, etwa durch ein Kartenspiel.
Claudia Itzwerth setzte auf die klassischen Krimi-Farben Schwarz, Weiß und Rot sowie auf klare grafische Formen - etwa einen Fußabdruck oder ein Tatmesser - um eine gute Fernwirkung und einen hohen Wiedererkennungswert zu erzielen. Mit der Unterzeile "Mord und Totschlag in Itzehoe" wurde der regionale Bezug geschaffen.
Doch das Rennen machten Karsten Hinzmann und Marion von Oppeln. Es gehe um "Unterhaltung, aber auch den Blick in die Abgründe der menschlichen Seele", sagte Hinzmann. Und: "Ohne Leiche kein Fall." Deshalb zeigt das Logo in den Farben Eisblau, Weiß und Schwarz Leichenfüße in der Gerichtsmedizin. Unterzeile: "Der Tod rückt näher." Für jede Säule wurden eigene Plakate entworfen. So ist für die Aktions-Säule etwa ein Personenumriss zu sehen, dazu der Text: "Der Tod tritt ein. Begegnen Sie ihm." QR-Codes weisen den Weg zur Internet-Seite.
Als Stadt-Deko stellten sich von Oppeln und Hinzmann aufgeklebte Leichen-Umrisse auf dem Boden vor, dazu ein kleiner Text und der QR-Code. Der Täter könne zudem als schwarze Silhouette im Stadtbild auftauchen - etwa im Fenster einer Apotheke mit dem Hinweis "Arsen und Spitzenhäubchen".
Ein Bus soll mit aufgedrucktem schwarzen Sarg und Vorhängen für Aufsehen sorgen - und als "Guerilla-Marketing" präsentierte das Team T-Shirts mit Aufschriften wie "Graus an der Stör" oder "Fluchtwagenfahrer". Eine weitere Idee: Eine Foto-Ausstellung zur Frage "Würde man selbst zum Täter?" Personen - auch Prominenten - wird dabei eine Waffe in die Hand gegeben, um zu schauen, was sie spontan damit tun.
Die Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit, die vielfältigen Ideen und insbesondere auch die Ausstellung kamen sehr gut an. "Es geht nicht um persönlichen Geschmack", betont Lydia Keune. "Es geht um die Frage: Inwieweit werden Sehgewohnheiten bedient und trotzdem Aufmerksamkeit erweckt?" Dieser Spagat sei Hinzmann und von Oppeln am besten gelungen. "Das Gesamtkonzept überzeugte - bis dahin, dass die Beiden nicht nur eine Buswerbung entworfen, sondern gleich mit den Verkehrsbetrieben abgestimmt haben, ob diese umsetzbar ist."